Haiti

Einst war Haiti ein Paradies. Heute ist es das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Über 60 Prozent der Bevölkerung muss mit weniger als einem Schweizerfranken pro Tag auskommen Nur eine kleine privilegierte Oberschicht profitiert von der aktuellen Situation. Wer es sich leisten kann, wandert aus.

Der Abstieg Haitis setzte mit der Kolonialisierung ein. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts verdrängten die europäischen Eroberer die Urbevölkerung der Taino fast vollständig. Als Arbeitskräfte holten die Spanier und die Franzosen Sklaven aus Afrika auf die Insel.

In der Blütezeit entwickelte sich Haiti zur reichsten Kolonie Frankreichs. Zuckerrohr, Früchte, Kaffee und Holz wurden in rauen Mengen exportiert. Als erstes Land befreite sich Haiti 1804 aus der Sklaverei. Doch seit der Unabhängigkeit schaffte es die Nation nie, aus dem Strudel von Machtkämpfen, Gewalt, Armut und Korruption herauszukommen.

Die Insel wird seit jeher regelmässig von Naturkatastrophen heimgesucht und fast der gesamte Urwald fiel einem rücksichtslosen Raubbau zum Opfer. Heute sind schätzungsweise nur noch zwei Prozent des Landes bewaldet, was die Gefahr von Wirbelstürmen, Hochwasser und Erdruschen verschärft. Regenfälle spülen die fruchtbare Erde ins Meer - einer der Gründe, weshalb inzwischen ein Grossteil der Nahrungsmittel importiert werden muss.

Gemäss aktuellen Statistiken leben heute mehr als 10 Millionen Menschen in Haiti. Über 40 Prozent der Einwohner sind jünger als 18 Jahre. Auf dem Papier garantiert die Verfassung Haitis von 1987 jedem Kind das Recht auf Bildung. Auf die Initiative des seit 2011 amtierenden Präsidenten Michel Martelly hin startete das Bildungsministerium ein Programm für die Einschulung (PSUGO)*. Trotzdem ist die Situation für die Kinder und Jugendlichen vielerorts noch immer prekär und der Staat hat Mühe, seine Pflichten wahrzunehmen. Lediglich 12 Prozent der Schulen sind öffentlich finanziert. In ihnen findet nur etwa jedes fünfte schulpflichtige Kind Platz und lange nicht alle Eltern können das Schulgeld für private Schulen aufbringen, obwohl das Bezahlen des Schulgeldes höchste Priorität hat. Zudem untersteht die Qualität der Bildung in Privatschulen keinem staatlichen Reglement. In vielen Schulen gibt es weder sanitäre Anlagen noch Küchen. Ein Teil des PSUGO-Geldes verschwindet in den Taschen korrupter Funktionäre und die Lehrer werden nicht ausreichend entlöhnt. Schulen sind gezwungen, mehrere Klassen durch einen Lehrer in einem Raum unterrichten zu lassen.

*Programme de scolarisation universelle, gratuite et obligatoire (PSUGO) : Jedes Kind von sechs bis zwölf Jahren sollte kostenlos die Grundschule besuchen können, das heisst, dass über eine Million Kinder innert fünf Jahren eingeschult werden sollen.

 

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